AG Cambridge VI: Chemievorlesung für Anfänger… oder doch Fortgeschrittene?

VorlesungDie Stipendiaten und Stipendiatinnen der AG Cambridge haben sich ein Jahr lang mit den Besonderheiten der Universiät Cambridge beschäftigt. Vom 08.10 bis zum 12.10. waren sie schließlich in Cambridge und berichten nun über ihre Erfahrungen.

10 Minuten vor Vorlesungsbeginn öffneten sich die Pforten zum Hörsaal. Ja, der Hörsaal beeindruckte von seiner Größe – vergleichbar ungefähr mit dem Auditorium maximum der TUD. Umso erstaunlicher, dass bis in die letzte Ecke alle Plätze belegt waren. Wer zu spät kam, durfte es sich auf der Treppe gemütlich machen. Und auch das zur Verfügung gestellte, gedruckte Skript war anscheinend exakt abgezählt.

Da saßen wir nun: zwei ausgebildete Chemiker in einer Grundvorlesung zur Strukturbestimmung. Vielleicht mag es überheblich klingen, wenn wir mit dem Vorlesungsstoff unterfordert waren. Trotzdem muss man anmerken, dass die Informationsfülle für eine Vorlesungsstunde recht hoch war. Anscheinend ein Grund mehr, warum auf die Begrüßung im neuen Trimester und jegliche Einführung in die Vorlesung verzichtet wurde (es war immerhin die allererste Vorlesung im neuen Trimester!).

Zudem Hut ab, was die Studenten in dem aktuellen Trimester noch lernen werden. Da wir vorbildlich pünktlich waren, konnten wir uns noch Skripte sichern und hatten somit genügend Zeit, darin zu stöbern. Geschätzt zwei Vorlesungen später wird es in die vertiefte Theorie der Kernspinresonanz gehen – einem Thema, welches wir uns als Erstsemestler ungern so früh im Studium gestellt hätten.

Auf die Frage hin, ob ihnen das Tempo nicht zu hoch war, meinten drei freundliche Studenten, dass es in Ordnung und sehr verständlich war. Auch die Vorlesung an sich schien ihnen sehr gefallen zu haben. Der Professor habe doch eine sehr angenehme Art gehabt, welches auch wir bestätigen konnten. Und so blickten die Drei den kommenden Stunden glücklich entgegen.

Dieser Eindruck machte sich aber auch während der gesamten Vorlesung breit. Alle, aber auch wirklich alle, Studenten schrieben brav mit. Keiner redete oder spielte mit seinem Smartphone. Es mag vielleicht sein, dass es an der gegebenen Situation des neuen Trimesters lag, aber der Eindruck war doch einprägsam.

Alles im allen unterschied sich die Vorlesung nicht sonderlich zu einer Vorlesung an der TUD. Überfüllte Hörsäle gibt es auch hier und die Gestaltung der Lehrstunde basiert auf dem Thema und ist nicht letzten Endes auch von Professor zu Professor unterschiedlich. Da verblüffte uns noch am ehesten der Verzicht auf das akademische Klopfen am Ende der Vorlesung – aber darüber waren unsere englischen Banknachbarn genauso verwundert wie wir.

– Daniel Bauer –

(Foto: Kai-Uwe Demasius)