Lukas Pötzsch

Lukas in Kurzform: die TOP3 seines Lebens sind Freunde/Familie, Natur/Wald und guter Kaffee. Im Elbsalon, wo wir uns treffen, kann er mir genau erklären, welche Art der Kaffeebohnenröstung hier verwendet wird und wie sich diese von anderen Dresdner Kaffees unterscheidet. Einige Dresdner Baristas kennt er schon seit Schulzeiten, mir wird schnell klar, wie verwurzelt Lukas in Dresden ist.

Aber schön der Reihe nach: Nach dem Abitur entschied Lukas sich für ein Studium der Politikwissenschaften an der TU Dresden. Doch nach vier Semestern wurde ihm bewusst: die Module, die ihn am meisten interessierten, behandelten nicht politische, sondern juristische Kontexte. Und so wechselte er zum Bachelor-Studiengang Law in Context mit dem Schwerpunkt Technologie- und Umweltrecht. Im jetzigen Masterstudiengang Wirtschaftsrecht entschied er sich schließlich für die Spezialisierung „Regulierte Märkte in Energie, Umwelt, Technik und Verkehr“.

Das Thema Energierecht begegnete ihm bereits während seines Bachelors und ließ das Thema Nachhaltigkeit noch präsenter in Lukas‘ Leben werden, als es durch seine bewusste Erziehung bereits war. Nachdem zum Beispiel im Jahr 2017 zum Beispiel das Gesetz für den Ausbau erneuerbarer Energien verabschiedet wurde und er sich im Rahmen seines Studiums mit allen 104 Paragraphen vertraut machte, fährt er nur noch Fahrrad. Fast. Von November bis Januar nimmt er dann doch mal die Bahn, in der Hinsicht sehe er sich noch als „Warmduscher“.

Den eigenen Konsum sieht er als weitere individuelle Gestaltungsmöglichkeit in Sachen Nachhaltigkeit: den Versuch, plastikfrei einzukaufen kennen wahrscheinlich viele von uns. Bei Lukas wird dieser noch verstärkt durch die bis zu 80 kg Pappe und 10 kg Plastikfolie, die er während einer Schicht beim Drogeriemarkt DM zusammen bekommt, wenn er frühmorgens Ware in die Regale räumt.
Ein weiteres Feld, auf dem Lukas vorbildlich agiert, ist das der Kleidung. Er schlendert gerne durch die Dresdner Second-Hand-Läden. Und wenn er sich doch einmal ein neu produziertes Kleidungsstück zulegt, dann biologisch, fair und in Deutschland produziert.
Ach ja, Fleisch isst er auch nicht. Und zwar seit er fünf Jahre alt ist. (Eine Gemeinsamkeit, die wir während des Interviews feststellen.) Dafür brauchte er nicht erst den Anstoß als Erwachsener. Während des Gesprächs wird klar: Lukas wirkt während seiner Erläuterungen in keinster Weise belehrend. Sein Ziel ist nicht, Leute mit anderen Lebensstilen anzuprangern, sondern einfach so zu leben, wie er es für richtig hält, und im besten Fall damit seine Mitmenschen zu inspirieren.

Der Interviewte war schon früh im Studium der Meinung, als guter Jurist auch Praxiserfahrungen sammeln zu wollen. Damit sein Alltag nicht mehr hauptsächlich aus dem Schmökern von Gesetzestexten und Büchern bestünde, wurde er zusätzlich als studentischer Mitarbeiter an der TU Dresden tätig.
In zwei Arbeitsgruppen prägte er die Studienlandschaft der TU Dresden mit. Im Rahmen der AG Ringvorlesung stellten er und seine Kolleg*innen jedes Semester Zu einem anderen Thema ein komplexes Ringvorlesungs-Angebot zusammen.
Währenddessen sammelte er auch im Marketing Erfahrung: Als Mitglied der AG Werbekunden akquirierte er genau diese für das Vorlesungsverzeichnis des Studium Generale der TU Dresden.

Nach fünf sehr lehrreichen Jahren dann die tolle Nachricht: Lukas würde ab sofort als Deutschlandstipendiat gefördert werden! Diese Wende nahm er zum Anlass, etwas Neues zu wagen. Finanziell war es ihm nun möglich, die Arbeit als SHK an der TU Dresden zu beenden, um die Zeit ehrenamtlich zu investieren
Inspiriert durch sein Studium wollte er sich im Bereich des Migrationsrechts spezialisieren. Er durchlief die Ausbildung zum Bechtsberater in der Refugee Law Clinic, die 14-tägig im Kleinen Haus des Dresdner Staatstheaters stattfindet. Dort berät er, stets in einem Tandem mit einer weiteren Beratungsperson, Geflüchtete zu verschiedenen rechtlichen Fragen. Zu seinen Tätigkeiten zählen beispielsweise das gemeinsame Ausfüllen deutscher Formulare, das Übersetzen von Gesetzestexten, das Formulieren von Klagen oder das Weitervermitteln an spezifischere Beratungsstellen.
Lukas erklärt, dass es in Deutschland einen extrem hohen Aufwand und spezifisches Wissen erfordere, um die einigen Rechte wahrzunehmen zu können – wenn dann die bürokratische Landschaft noch in einer anderen Sprache als der eigenen Muttersprache erklommen werden muss, könne das sehr herausfordernd werden.

Seine Semesterferien verbringt Lukas übrigens gerade in Dresden, da eine Prüfung unglücklicherweise drei Wochen nach hinten verlegt wurde. Deshalb geht er weiterhin regelmäßig in die Bibliothek und verbringt zur Entspannung viel Zeit im Wald, macht Sport oder genießt Dresdner Kaffees. Er betont, dass er sich gerade nicht vorstellen kann, einmal woanders zu leben.
Erstens: die Familie (er genießt die Kombination aus Sonntagsessen bei den Eltern und seiner Eigenständigkeit).
Zweitens: Dresden selbst. Diese „verdammt liebenswerte Stadt“ hat einfach eine zu hohe Lebensqualität mit ihrer Nähe zu Leipzig, zu Orten wie Moritzburg oder der sächsischen Schweiz – und direkt an der Neustadt die Dresdner Heide. Woher diese Naturverbundenheit kommt? Sein Opa war im Bergsteigerverein und hat den gerade mal einjährigen Lukas schon regelmäßig mit in die sächsische Schweiz genommen. Außerdem ist er neben dem großen Garten aufgewachsen und konnte dort viel Zeit im Grünen verbringen.

Sein Traum für die Zukunft? Eine spannende Festanstellung für 20 Wochenstunden, (keinesfalls wolle er bis zur Rente nichts tun außer arbeiten – dieses wertvolle Leben in einer freien Gesellschaft müsse man schließlich genießen). Ob das auch in der Realität so klappen wird, darauf ist er gespannt.

Damit es bis dahin nicht langweilig wird, hat Lukas die Projektwoche BeING Inside der TU Dresden Anfang März als Teamcoach unterstützt. Dort hat er, vorbereitet durch Teamleitungs-Workshops zu Gruppendynamik, Konfliktmanagement und Co., interdisziplinäre Gruppen während deren Zusammenarbeit betreut.

Also, wer Tipps braucht für den besten Kaffee in Dresden oder wer Personen kennt, die eine rechtliche Beratung benötigen, wendet euch an Lukas! Vielen Dank für das schöne Gespräch.

 

 

Verfasst von Paula Letalik im März 2020.