Erik Angermann

„Als Kind wollte ich immer Meeresbiologe werden.“ Heute studiert Erik Angermann (26) als zweifacher Vater Verfahrens- und Naturstofftechnik mit der Vertiefung Bioverfahrenstechnik im 9. Semester an der TU Dresden. Seit 2 Jahren wird er von der EVONIK Stiftung mit dem Deutschlandstipendium unterstützt.

Was ist aus Deinem ehemaligen Kindheitswunsch „Meeresbiologe“ geworden?

Früher haben mich die urzeitlichen Quastenflosser der Tiefsee fasziniert. Auf dem Gymnasium habe ich dann als zusätzliche Fremdsprache Französisch gewählt, da es viele bekannte französische Meeresbiologen gibt. Leider hörte ich dann im Meeresaquarium, dass es außerordentlich schwierig ist Drittmittel für Tiefsee-Expeditionen zu generieren. So verwarf ich den Meeresbiologen-Plan, ging nach der Schule zunächst 2 Jahre zur Bundeswehr und startete nach einem verfahrenstechnischen Praktikum in einer großen Schreinerei mein Studium an der TU Dresden.

Warum hast Du Dich für die TU Dresden entschieden?

Aus 3 Hauptgründen hat es mich aus Unterfranken nach Sachsen gezogen: die angebotenen Diplomstudiengänge, der Exzellenzstatus und der gute Ruf der Bioverfahrenstechnik. Natürlich bietet Dresden neben den niedrigen Lebenshaltungskosten auch viel Kultur und Freizeitmöglichkeiten.

Was fasziniert Dich an der Vertiefung „Bioverfahrenstechnik“?

Mir gefällt die spannende Arbeit im Grenzgebiet zwischen klassischem Maschinenbau und moderner Biotechnologie.

Was bedeutet für Dich das Deutschlandstipendium?

Um mein Studium und meine Familie zu finanzieren, arbeite ich „fachfremd“ als studentische Hilfskraft am Leibniz IFW Dresden im Bereich Oberflächen-Akustik. Zusätzlich helfe ich aufgrund meiner „Fischverrücktheit“ gelegentlich in einer Teichwirtschaft beim Abfischen und Biomonitoring aus. Daher entlastet das Deutschlandstipendium meine Familie finanziell und ich kann mein Studium gründlicher sowie schneller absolvieren. Natürlich schätze ich aber auch am Deutschlandstipendium den Kontakt zu Kommilitonen aus anderen Fachrichtungen und potentiellen Arbeitgebern.

Wie sieht ein typischer Tag in Deiner Familie aus?

Der Tag mit unseren beiden Kindern (0 Jahre, 6 Jahre) beginnt meist um 6.00 Uhr und endet um 21.30 Uhr. Dazwischen heißt es: Schule, Hausaufgaben, Einkaufen, Arbeiten, Windeln wechseln und gleichzeitig für das eigene Studium lernen.

Bist Du manchmal mit der Situation „Familie & Studium“ überfordert?

Ein Studium mit Kindern ist absolut machbar. Logischerweise erfordert die Situation Mehrarbeit, gegenseitige Unterstützung und Nachtschichten. Das sollte jedem neben der neuen Zusatzverantwortung bewusst sein. Die Situation schweißt aber auch zusammen, setzt ungeahnte Energien frei und trainiert Stressresistenz, Weitblick und Koordinationsvermögen.

Was machst Du neben dem Windeln wechseln in deiner Freizeit?

Seit 24 Jahren gehe ich zum geistigen Ausgleich Karpfenangeln und seit 9 Jahren mache ich zum körperlichen Ausgleich Kraftsport. Nebenbei engagiere ich mich in Jugendgruppen bei Angelvereinen und der Feuerwehr. Als Jugendlicher habe ich immer einen Ansprechpartner in den Gruppen vorgefunden und das möchte ich der nächsten Generation ebenfalls geben. Bis zum Hauptstudium war ich sogar aktiver Truppmann bei der Feuerwehr. Dennoch vereint die Familie den körperlichen und geistigen Ausgleich bei gemeinsamen Ausflügen immer noch am besten.

Was machst Du nach Deinem Studium?

Ich möchte zukunftsweisende Verfahren im Bereich Biotechnologie entwickeln, um die akuten Probleme der Neuzeit (Energieversorgung, nachhaltige Rohstoffnutzung, Treibhaus-Problematik etc.) zu lösen.

Was möchtest Du mit 90 Jahren erreicht haben?

Mit 90 Jahren möchte ich noch lange mit meiner wunderbaren Frau und den Kindern (und Enkeln) sommerliche Wasserbomben-Schlachten im Garten machen und angeln gehen. Im Hinblick auf die zurückliegende Karriere möchte ich dann einen sinnvollen biotechnologischen Betrag geleistet haben und auch meinen Kindern diese Werte vermittelt haben.

Portrait: SoSe 2017