Der Förderzeitraum 2018/19 begann für diejenigen unter den Deutschland-stipendiat*innen, die durch die Gesellschaft von Freunden und Förderern der TU Dresden e. V. (GFF) gefördert werden, sogleich mit einem spannenden Event: Der alljährlichen Mitgliederversammlung des Fördervereins.
In den letzten fünf Jahren wurden in den Mitgliederversammlungen die im Rahmen des Zukunftskonzeptes neu gebildeten fünf Bereiche mit den dazugehörigen Fakultäten vorgestellt. Zur Veranstaltung am 19.10.2018 konnte sich nun der letzte Bereich, der Bereich Mathematik und Naturwissenschaften präsentieren.
Circa 100 Mitglieder des Fördervereins und 15 Deutschlandstipendiat*innen versammelten sich am Freitag, den 19.10.2018 von 15.00 bis in die Abendstunden im Chemie-Bau der TUD.
Der Nachmittag startete mit einer wunderschönen musikalischen Eröffnung: Frau Sae Shimbara, Mitglied der Sächsischen Staatskapelle und Professor Stefan Neukamm aus der Angewandten Analysis stimmten die Gäste mit ihren Violinen und Johann Sebastian Bachs „4 Zweistimmigen Inventionen“ auf die feierliche Zusammenkunft ein.
Daraufhin reihten sich einige Tagesordnungspunkte aneinander, die die Vereinsarbeit betrafen und uns als Stipendiat*innen Einblick in die vielfältigen Strukturen und die Arbeit des Fördervereins der TU Dresden gaben:
- Begrüßung durch den Präsidenten des Fördervereins
- Beschluss zur Tagesordnung sowie zum Protokoll der Mitgliederversammlung 2017
- Rechenschaftsbericht des Vorstandes durch die Geschäftsführerin
- Bericht des Rechnungsprüfers und Beschluss zur Entlastung des Vorstandes
- Beschluss zur Satzungsänderung
- Beschlüsse zu den Wahlen für den Vorstand, den Rechnungsprüfer und den Verwaltungsrat.
Im Rahmen der Rechenschaftslegung wurden ausgewählte Förderprojekte aus verschiedenen Fakultäten des Bereiches durch die Geförderten selbst, fünf Studierende und Junggraduierte, vorgestellt:
Die Studentin Luisa Kumpitsch berichtete von einer Biologie-Exkursion in das Bioshpärenreservat Rhön, der Psychologe Sören Kuitunen-Paul, von seiner Teilnahme an der Konferenz „18th Annual Conference of the Society for research on Nicotine & Tabacco“, Sebastian Hammer und Julian Lütgert, Physik-Studenten, von ihrer Reise zum Forschungszentrum Cern in Genf und schließlich der Mathematikstudent Björn Hoppmann von seiner Erfahrung als Studienbegleiter für einen jüngeren Studierenden mit Autismus-Spektrums-Störung.
Diese Erfahrungsberichte waren sehr beeindruckend und zeigen die Vielfalt unserer Universität und das Engagement der Studierenden auf!
Im nächsten Abschnitt wurde die Vielfalt unserer Universität noch deutlicher:
Zuerst erfolgte eine kurze Vorstellung des Bereiches Mathematik und Naturwissenschaften, bestehend aus 4000 Studierenden, 1000 Doktoranden, ca. 1000 Mitarbeiter*innen und 21 Studiengängen – darunter übrigens einige Englische! – durch den Bereichsleiter Prof. Dr. rer. Nat. habil. Clemens Kirschbaum, der regelmäßig Nobelpreisträger in seinen Bereich einlädt. Dann wurden die verschiedenen Fakultäten dieses Bereiches von ihren jeweiligen Dekanen präsentiert.
Um diesen Artikel knackig zu halten, stelle ich euch aus der Fülle von interessanten Informationen jeweils ein bis zwei spannende Facts vor:
Fakultät Biologie (Dekan: Prof. Dr. C. Neinhuis):
- Alleine die Professur für Systembiologie und Genetik, Schwerpunkt Entwicklungsbiologie umfasst Forschungen in der Biophysik, Zellbiologie, Genetik, Lichtmikroskopie, Quantitative Bildanalyse und Computergestützte Modellierung.
Fakultät Chemie (Dekan: Prof. Dr. rer. Nat. Dr.-Ing. habil. Thomas Henle):
- 1894 wurde erstmals in Deutschland der Studiengang „Nahrungsmittelchemie“ an der TH Dresden ins Leben gerufen
- In der Historischen Farbstoffsammlung befinden sich 20.000 Synthesefarbstoffproben, 8.000 Handelsmuster in Originaldosen, 1.000 Proben von Naturfarbstoffen und 2.000 Farbmusterkarten!
Fakultät Mathematik (Dekan: Prof. Dr. A. Voigt):
- Mit Hilfe von mathematischer Berechnungen wird im Institut für Analysis unter Aufsicht von Prof. Dr. Stefan Siegmund am Schutz von Wohnhäusern vor Hurrikanschäden gearbeitet.
- Der Arbeitskreis Schulmathematik bietet Brückenkurse für angehende WIMINT-Studierende an und entwickelte Thesen zur Anpassung des Mathematik-Lehrplans und –Abiturs an sächsischen Schulen.
Fakultät Physik (Dekan: Prof. Dr. R. Ketzmerick):
- Die Veranstaltungsreihe „Physik am Samstag“ lädt seit 19 Jahren 600 Schüler*innen pro Veranstaltung in die Uni ein.
- Im neuen Exzellenzcluster „Physik des Lebens“ werden von Wissenschaftlern der TUD und anderen Forschungsinstituten die „Gesetze der Physik“ erforscht, die der Organisation des Lebens in Molekülen, Zellen und Geweben zugrunde liegen.
Fakultät Psychologie (Dekan: Prof. Dr. phil. habil. Thomas Goschke):
- Durch eine Messung der Hirnaktivität von 300 Probanden einer Studie kann deren Selbstkontrolle im Alltag berechnet werden: Wer greift wie schnell zu einem Stück Torte, wer geht lieber joggen und warum?
- Das „Centre for Tactile Internet with Human-in-the-Loop“ entwickelt eine effizientere Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine in realen und virtuellen Umwelten, z. B. gibt es Fortschritte im Kollektiven Arbeiten von Robotern und Menschen oder Multimodale virtuelle Realitätssysteme für das Training medizinischer Fertigkeiten in der Chirurgie.
Nach diesen interessanten Vorträgen wurden alle Anwesenden dazu animiert, aktiv zu werden, indem nun jede Fakultät des vorgestellten Bereichs eine kleine Exkursion anbot. Ein Großteil der Stipendiat*innen entschied sich für den Ausflug in die Neurowissenschaftlichen Labore der Psychologie mit dem Titel: „Was bestimmt unser Fühlen, Entscheiden und Handeln? Die Fakultät Psychologie und das Neuroimaging Centre der TU Dresden stellen sich vor“.


Von zwei schicken schwarzen Kleinbussen zum Falkenbrunnen chauffiert, führte uns dort das Team der Psychologie verschiedene Forschungsgegenstände vor: Zuerst erklärte uns Dr. rer. nat. Franziska Korb, bereits ausgestattet durch eine Antenne auf ihrem Kopf, mithilfe zweier studentischer Hilfskräfte, wie durch das Verfahren der Transkraniellen Magnetstimulation (TMS) bei Menschen die Gehirnareale verortet werden können, die gewisse Probleme hervorrufen.
Dies geschieht durch die Stimulation ebendieser Gehirnbereiche durch minimale Stromeinwirkung von 0,5 Millivolt und die provozierten Reaktionen, in Frau Korbs Fall z. B. die Bewegung ihres Fingers.
Damit die Wirkung anhand eines kleinen Gerätes genau an der richtigen Stelle des Kopfes ausgelöst werden kann, musste zuvor ein Scan von Frau Krops Gehirn angefertigt werden.


Anschließend erhielten wir Einblick in die Magnetresonanztomographie (MRT), wo gerade ein Studienteilnehmer „in der Röhre“ lag, dessen Gehirnströme auf Computern aufgezeichnet wurden, während er Fragen beantwortete.
Dieses Gerät wird heutzutage unter anderem zu folgenden Zwecken eingesetzt:
- Durch die Messung des Sauerstoffgehaltes in den verschiedenen Gehirnarealen kann die momentan aktivierte Gehirnregion festgestellt werden. Alle 2 Sekunden wird ein kleines Bild aufgezeichnet, in dem die aktivierten Bereiche, die automatisch von mehr Blut durchflossen werden und somit mehr Sauerstoff enthalten, eine andere Farbe haben.
- Durch große, farbige Gehirnscans kann die Verteilung im größten menschlichen Organ auf weiße Materie, graue Materie und Lumbalflüssigkeit erkannt werden.
Allerdings sei darauf hingewiesen, dass die Untersuchungsergebnisse beim MRT nicht wie bei der TMS kausal, sondern nur korrelativ sind! Man kann also Zusammenhänge z.B. zwischen den Gedanken der Probanden und den aktivierten Hirnregionen feststellen, diese Zusammenhänge jedoch nicht genau begründen…

Die anderen möglichen Exkursionen, eine interessanter als die Andere, waren:
1. Biologie: Kleine Teilchen, kleine Tierchen
(Fischzucht, Sporenanalyse, biomimetische Materialien und Ethnobotanik)
2. Chemie: In Laboren alter Künste
(Historische Farbstoffsammlung und Minibrauerei)
3. Mathematik: Von der Formel zum Modell
(Modellsammlung und computergestützte Simulation)
4. Physik: Und es ward Licht
(Führung durch den Hermann-Krone-Bau und die Hermann-Krone-Sammlung)
Nach den Exkursionen kamen alle wieder zusammen im Chemiebau zu einem gemütlichen Beisammensein. Unter der beeindruckenden Kunst-Chemie-Installation wurde sich zum eben Erlebten ausgetauscht und das reichhaltige Buffet genossen.
Durch diesen Tag konnten wir über unseren eigenen Tellerrand hinausgucken und viel über unsere TU Dresden erfahren.
Dafür möchte ich mich im Namen aller Deutschlandstipendiat*innen der Gesellschaft von Freunden und Förderern der TU Dresden ganz herzlich bedanken!



Paula Letalik, Deutschlandstipendiatin der GFF